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Jeder Tag ist außergewöhnlich!

Bayern - Venezuela, 10.4.10

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Das Außergewöhnliche geschieht tagtäglich…

…so lautet meine freie Übersetzung eines Werbeslogans, der hier in Venezuela oft zu lesen ist. Während aber hier Hugo Chávez mit diesen Worten für den Fortschritt seiner sozialistischen Revolution wirbt, erscheint mir dieser Titel –in ganz unpolitischer Weise- passend, um über den zweiten Teil meiner Zeit hier in Lateinamerika zu berichten. Jeder Tag ist voll von neuen Eindrücken, jeder Tag ein Abenteuer, oft voll mit außergewöhnlich Schönem, manchmal auch mit “außergewöhnlich Außergewöhnlichem”.

Nie zuvor ist mir die Bedeutungstiefe und Symbolträchtigkeit des Berichtes, dass Jesus seinen Jüngern die Füße gewaschen hat, derart deutlich geworden, wie dieses Jahr in Lateinamerika. Traditionell wird am Gründonnerstag an die Fußwaschung erinnert, manchmal auch dadurch, dass man sich gegenseitig die Füße wäscht. In Deutschland kommt es da höchstens mal vor, dass jemand leicht Schweißfüße hat, oder die Socken nicht mehr ganz frisch waren. Wie anders schauen dagegen die Füße der Menschen aus, die hier in den Armenviertel oder auf dem Land wohnen! So ähnlich mögen vielleicht auch die Füße der Jünger Jesu ausgesehen haben: Grau vom Staub der Straßen und der unbefestigten Wege. Dreckig, weil der tägliche Weg durch die Müllberge und durch die Abwässer führt, die in Rinnsalen über die Straßen fließen, wo es kein Abwassersystem gibt. Viele dieser Füße stecken in ausgetretenen Schlappen oder zerlöcherten Schuhen, die mit der Zeit durch den Staub die gleiche Farbe wie die Straße und die Füße angenommen haben.

Auch ich war und bin viel in Sandalen oder Flip-Flops unterwegs und freue mich darauf, dann zurück in Deutschland, meine Füße wieder gründlich und dauerhaft sauber zu bekommen.

Zwei Wochen ist es nun her, dass die Zeit meines Praktikums in El Salvador zu Ende ging. Am letzten Wochenende hielt ich zwei Gottesdienste (natürlich auf Spanisch) in den Gemeinden, die ich zuvor regelmäßig besucht hatte. Das war eine lehrreiche und sehr schöne Erfahrung. Der Abschied aus El Salvador fiel mir dann recht schwer, es war doch eine tolle Zeit mit vielen schönen Begegnungen gewesen.
Aber meine Reise war da ja noch nicht zu Ende. Es ging weiter nach Costa Rica, wo ich eine Woche lang damit beschäftigt war, Leute von der Lutherischen Kirche und von der Universidad Bilblica Latinoamericana, wo ich 2008 studierte, wiederzutreffen. Die Freude, mit der ich empfangen wurde, war überwältigend. Ich wurde viel eingeladen und auf dem Campus gab es wieder eine ausgelassene Fiesta mit reichhaltigem Buffet und der Möglichkeit mal wieder Salsa, Bachata und Merengue zu tanzen. Ich kannte nur noch einen Teil der Studierenden, da ich aber wieder im Studentenwohnheim wohnte, lernte ich die Neuen auch schnell kennen.

Von Costa Rica aus flog ich dann weiter nach Venezuela, wo ich im Moment bei der lutherischen Kirchengemeinde in Valencia zu Gast bin. Diese Gemeinde wurde ursprünglich von deutschen und lettischen Einwanderern gegründet und hat vor einigen Jahren den Schritt vollzogen, alle Gemeindeveranstaltungen auf Spanisch zu halten. Hier bin ich noch einmal mit einer ganz anderen Gemeindesituation konfrontiert, als in Zentralamerika. Sehr eindrücklich war zum Beispiel der Hausbesuch bei einer älteren Dame, die ursprünglich aus Lettland stammt, dann als Vertriebene in Deutschland lebte und 1950 nach Venezuela auswanderte. In einer Mischung aus Deutsch und Spanisch erzählte sie von Krieg und Vertreibung, Not und Angst und dem schwierigen Neuanfang in Venezuela.
Über die politische Situation Venezuelas kann und will ich in diesem Rahmen nicht umfassend berichten, statt dessen eine keine Anekdote aus der Kategorie “Kuriositäten”: Auf der 3-stündigen Fahrt vom Flughafen in Caracas nach Valencia fuhren wir an vielen Plakaten vorbei, die für die Sozialismus in Venezuela warben. Da war ich doch relativ erstaunt, im Radio Mc Donald`s-Werbung zu hören. Allerdings wirbt Mc Donald`s hier mit dem angeblich sehr sparsamen Umgang in den Restaurants bezüglich des Wasser- und Energieverbrauches. Wenn man die angespannte Versorgungslage bedenkt, die leider wirklich Besorgnis erregend ist, so ist das zweifelsohne ein schlagkräftiges Werbeargument. Alle zwei Tage wird hier für 3-4 Stunden der Strom abgedreht. Fließendes Wasser gibt es wenig und in schlechter Qualität. In der letzten Regenzeit hat es viel zu wenig geregnet. Im Moment ist es sehr heiß und trocken und wir haben eine Moskito-Plage, wie ich sie noch nie zuvor erlebt habe.
Zu den Kuriositäten in diesem Land zählt wohl auch die Tatsache, dass ein Kanister Benzin billiger ist als ein Kanister Trinkwasser. Für umgerechnet 50 Cent kann man ein Auto volltanken, Während ich für fünf Liter Trinkwasser etwa knapp 2 Euro bezahlt habe.
Aber wie gesagt, das Außergewöhnliche begegnet einem eben tagtäglich… Und das tut es zweifelsohne auch in Deutschland und wahrscheinlich werde ich nächste Woche bei meiner Rückkehr nach Deutschland auch das eine oder andere wieder außergewöhnlich wertschätzen, auch wenn ich jeden Tag hier genossen habe.

So wünsche ich nun eine frohe und gesegnete Oster-Zeit und freue mich, den einen oder die andere bald wiederzusehen.

Viele herzliche Grüße
Daniela Schmid


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