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Tobias

Hallo, ich bin Tobias. Ihr wollt wissen, wie ich die Frau meines Lebens gefunden habe? - Nein, romantisch war das nicht. Im Gegenteil: Es ging um Leben und Tod. Mir war ganz schön mulmig. Ich weiß nicht, ob die Sache gut gegangen wäre, wenn nicht einer der Erzengel höchstpersönlich mich begleitet hätte. Aber das habe ich erst später erfahren. Ich will der Reihe nach erzählen:

Als ich noch ein Kind war, kam ich mit meinen Eltern und mit vielen anderen Leuten aus unserem Volk in Gefangenschaft. Wir wurden aus Israel weggeführt und in die Stadt Ninive gebracht. Mein Vater war ein frommer Mann und half den Menschen, wo er nur konnte. Das sahen die Herrschenden nicht gerne. Mein Vater musste viel leiden. Schließlich wurde er auch noch blind.

Eines Tages schickte mein Vater mich in eine andere Stadt, weit weg. Ich sollte Geld abholen, das mein Vater vor vielen Jahren jemandem geliehen hatte. Ein junger Mann sollte mich begleiten. Das war mein Glück! Ich lernte viel von diesem jungen Mann. Er schien einfach alles zu wissen.

Wir übernachteten bei einem Verwandten meines Vaters. Da lernte ich sie kennen: Sara, das Mädchen, das meine Frau werden sollte. Mit Schrecken hörte ich freilich, dass sie schon siebenmal verheiratet worden war, und jedes Mal war der Bräutigam in der Hochzeitsnacht gestorben. Aber mein junger Begleiter machte mir Mut: "Drei Tage und drei Nächte nach der Hochzeit sollst du deine junge Frau nicht berühren, sondern mit ihr zu Gott beten. Erst danach sollt ihr euch vereinigen. Und leg ein Stück Fischleber auf glühende Kohlen. Das wird den bösen Geist vertreiben."

Ich hielt um Saras Hand an, wie es sich gehörte. Ihre Eltern freuten sich riesig, waren aber auch in großer Sorge um mich. Wir feierten Hochzeit. Ich machte alles so, wie mein Begleiter es mir geraten hatte. Überglücklich stellten meine Schwiegereltern am nächsten Morgen fest, dass ich noch lebte. Stellt euch vor - sie hatten in der Nacht schon ein Grab für mich vorbereitet, das dann ganz schnell wieder zugeschüttet wurde.

Als ich zu meinen Eltern zurückkehrte, erfuhr ich noch mehr von der heilenden Kraft meines Begleiters: Mit der Galle eines Fisches sollte ich meinem Vater die blinden Augen salben, sagte er. Ich tat es - und mein Vater konnte wieder sehen. - Wir wollten dem jungen Mann etwas geben als Dank für all das, was er für uns getan hatte. Aber er lehnte ab. Da erfuhren wir sein Geheimnis: "Ich bin Rafael", sagte er - "einer von den sieben Engeln, die vor Gott stehen. Gott selbst hat eure Gebete und die Gebete der Sara gehört und mich zu euch geschickt. Jetzt werde ich wieder zurückkehren. Lobt Gott und erzählt von ihm!" Mit diesen Worten verschwand Rafael. Aber all das Gute, das er uns getan hatte, blieb.

Vergleiche "Das Buch Tobias" (manchmal auch Tobit)! Es ist nicht in allen Bibelausgaben enthalten!

Die Autorin: Pfarrerin Annemarie Ritter, Bayreuth

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