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Paulus

Jesus Christus hat Paulus "zum Werkzeug auserwählt". Das steht in der Apostelgeschichte (Apg 9, 15). Paulus soll den Namen von Jesus Christus "vor Heiden und vor Könige und vor das Volk Israel tragen". Das bedeutet, Jesus Christus soll in der ganzen Welt bekannt werden. Wer ist dieser Paulus?

Zuerst heißt er nicht Paulus, sondern Saulus. Saulus ist ein leidenschaftlicher junger Mann, zwischen 20 und 30 Jahre alt. Zornig und hasserfüllt kämpft er gegen die Christen. Er tut alles, um die christliche Gemeinde zu vernichten. Dabei ist er überzeugt, auf Gottes Seite zu stehen und Gott einen Gefallen zu tun. Er meint Gottes Willen genau zu kennen und danach zu handeln – bis zu jenem Tag, der sein Leben total verändert.

Saulus ist an jenem Tag auf dem Weg nach Damaskus. Er will alle Christen, die er dort findet, gefangen nehmen und nach Jerusalem bringen. Kurz vor Damaskus blendet ihn plötzlich ein sehr helles Licht. Er fällt zu Boden und hört eine Stimme: "Saul, Saul, warum verfolgst du mich?" Erschrocken fragt Saulus: "Herr, wer bist du?" Die Stimme antwortet: "Ich bin Jesus, den du verfolgst. Steh auf, geh in die Stadt Damaskus. Dort wird man dir sagen, was du tun sollst." Saulus gehorcht. Er steht auf. Er kann nichts mehr sehen. Er muss sich in die Stadt führen lassen.

Nach drei Tagen kommt ein Christ aus der Gemeinde in Damaskus zu Saulus. Er heißt Hananias. Hananias weiß, dass Saulus die Christen verfolgt, und hat große Angst. Aber er hat Jesus Christus in einer Erscheinung gesehen, und Jesus hat ihn zu Saulus geschickt. Hananias legt Saulus die Hände auf und segnet ihn. Da kann Saulus wieder sehen und lässt sich taufen.

Erstaunlich: Ausgerechnet einen seiner schlimmsten Verfolger hat Jesus Christus sich zum "Werkzeug" erwählt. Jesus braucht ihn, Saulus, der jetzt Paulus heißt. Paulus ist stark – intelligent und gebildet, tatkräftig und zielstrebig. Jesus braucht seine Stärke. Paulus ist aber auch schwach. Eine immer wiederkehrende Krankheit macht ihm zu schaffen. Mit seinen leidenschaftlichen Gefühlen, seinem Zorn, seinem Hass macht er sich oft unbeliebt.

Jesus braucht auch die Schwäche des Paulus, seine Schattenseite. Er verwandelt seinen Zorn in „heiliges Feuer". So glühend wie Paulus die christliche Gemeinde gehasst hat, so brennend wird er sie lieben. Wie er gekämpft hat gegen den Namen Jesu Christi, so wird er jetzt leiden um dieses Namens willen, bis zum Martyrium. Was ihm vorher als Gotteslästerung erschien, das ist jetzt sein Evangelium: "Jesus Christus ist Gottes Sohn und unser Herr!" Überall, wo Paulus auf seinen großen Reisen hinkommt, predigt er dieses Evangelium.

Keiner von uns ist Paulus – und keiner muss es sein. Aber Gottes Werkzeug können auch wir sein. Er braucht uns – mit unserer Stärke und mit unserer Schwäche, mit unserer Liebe und unserer Leidenschaft.

Die Autorin: Pfarrerin Annemarie Ritter, Bayreuth

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