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Presse-Erklärung zum 100-jährigen Jubiläum vom 27.9.07
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Presse-Erklärung zum 100-jährigen Jubiläum vom 27.9.07
Ev. Landesbischof feiert mit Gehörlosen
Der evangelische Landesbischof Dr. Johannes Friedrich feiert am Samstag, den 13. Oktober in der Nürnberger Egidienkirche gemeinsam mit ca. 700 Gehörlosen einen Festgottesdienst in Gebärdensprache anlässlich des 100jährigen Jubiläums der evang. Gehörlosenseelsorge Bayern. Das Motto lautet "Gottes Gebärden für uns". Beginn 11.00, Vorprogramm ab 10.30 Uhr in der Egidienkirche.
Der Gottesdienst wird live auch in die nahe Turnhalle des Willstädter Gymnasiums mit Bild und Ton übertragen. Mitwirken werden neben den bayerischen Gehörlosenpfarrern auch die gehörlose Pfarrerin Sabine Fries aus Berlin und der Deutsche Meister für Gebärdenpoesie Jürgen Endress (selbst gehörlos).
Erstmals wird sich ein Gebärdenchor mit einem Gospelchor gemeinsam "gebärdend" präsentieren. Zudem werden zum ersten Mal in Bayern 12 gehörlose Lektoren in diesem Gottesdienst für ihr Amt beauftragt.
Im Anschluss an den Festgottesdienst findet ein Empfang für Ehrengäste und gehörlose Vertreter im Pellerhaus und ein großes Familienfest auf dem Gelände des Willstätter Gymnasiums statt. Vertreter aus Politik, Wirtschaft und sozialen Institutionen werden teilnehmen.
Weitere Informationen können Sie unten nachlesen oder auf unserer Homepage www.egg-bayern.de unter Informationen/Download bzw. unsere Jubiläumsseite erhalten.
Wir würden uns freuen, wenn Sie über diese besondere Veranstaltung berichten würden. Gerne stehen wir Ihnen für Rückfragen zur Verfügung.
Kirchenrat Pfr. Joachim Klenk
Weitere Informationen können Sie gerne über unsere Homepage www.egg-bayern.de oder im persönlichen Gespräch erhalten. Bitte wenden Sie sich an Kirchenrat Pfr. Joachim Klenk.
Wir würden uns sehr über eine Berichterstattung Ihrerseits freuen.
Kontaktadresse:
Kirchenrat Pfr. Joachim Klenk
Landeskirchlicher Beauftragter für die ev.-luth. Gehörlosenseelsorge in Bayern
Tel. 0911-2141303 (direkt oder AB)
Tel. 0911-2141301 (Sekretariat)
Fax. 0911-2141322
Mobil-Tel. 0171-8104170
Mobil-Fax. 0171-8104171
Mail joachim.klenk@egg-bayern.de
Internet www.egg-bayern.de
Weitere Informationen:
Eingeladen sind als Ehrengäste der evangelische Landesbischof Dr. Johannes Friedrich, der die Predigt im Festgottesdienst unter Begleitung eines Gebärdensprachdolmetschers halten wird und weitere Gäste aus Kirche, Politik und dem Ausland. Der Gottesdienst selbst wird ein gebärdensprachlicher Gottesdienst sein, der für hörende Besucher in Lautsprache über Mikrofon übersetzt wird. Besondere Akzente wird der Deutsche Meister in Gebärdenpoesie Jürgen Endres aus Aschaffenburg mit einer neutestamentlichen Gebärdenpoesie und die Gebärdenkantorei Nürnberg im Zusammenspiel mit dem Nürnberger Gospelchor setzen. In diesem Gottesdienst werden nach 1 1/2 jähriger Ausbildung auch 14 ehrenamtliche Lektoren für ihren Dienst in den Gehörlosengemeinden in Bayern eingesegnet. Im Rahmen des anschließenden Familienfestes wird in der Egidienkirche von 15 bis 16 Uhr eine Fachdiskussion mit Fachleuten aus dem deutschsprachigen Raum stattfinden. Thema: "Gebärden gefordert - die Anforderungen der Zukunft in Kirche und Gesellschaft." Teilnehmen werden u.a. Prof. Dr. Heßmann aus Magdeburg, ein Kenner der Ausbildungsbereiche Gebärdensprachdolmetscher und Linguistik; die gehörlose Pfarrerin Sabine Fries aus Berlin, Dozentin an der Humboldt Universität Berlin; Jürgen Endress, Deutscher Meister für Gebärdenpoesie und Pfr. Benno Weiss, Bundesvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der evang. Gehörlosenseelsorgen in Deutschland.
100 Jahre Gehörlosenseelsorge: Geschichte im Zeitraffer
Johann Konrad Wirth (1873 - 1941) wurde im Jahr 1906 Vereinsgeistlicher bei der Inneren Mission in Nürnberg. Im August 1906 war in Nürnberg der 1. Bayerische Taubstummentag. Gehörlose Teilnehmer klagten: Es fehlt den erwachsenen Taubstummen in Bayern noch immer eine Seelsorge nach ihren Bedürfnissen.
Im Oktober 1906 bat eine befreundete Familie Pfarrer Wirth, einen gehörlosen Mann bei sich aufzunehmen. Pfarrer Wirth erkannte seine Lebensaufgabe: Im religiösen Kontext mit gehörlosen Menschen zu arbeiten.
Im Winter 1906/07 traf Pfarrer Wirth sich an jedem zweiten Freitag abends mit 3 bis 4 gehörlosen Männern zu einem "Taubstummen-Colloquium", eine Art offener Gesprächskreis. Er lernte von ihnen die Gebärden. Sie nahmen jeweils eine Predigt und übersetzten sie in Gebärdensprache.
Am Ostermontag 1907 begann Wirth mit den regelmäßigen Gehörlosengottesdiensten in Nürnberg.
Am 16. August 1908 feierte Pfr. Wirth mit 500 gehörlosen Gottesdienstbesuchern in der alten Matthäuskirche in München/Sonnenstraße einen Festgottesdienst anlässlich des "7. Deutschen Taubstummen-Kongresses".
Der Winter 1906/1907 war damit die Geburtsstunde der evang.-luth. Gehörlosenseelsorge in Bayern wie wir sie heute kennen. In den Folgejahren wurden regelmäßig Gehörlosenseelsorger/innen ausgebildet, die gehörlose Menschen und ihre Familien seelsorgerlich begleiteten. Aufgabe der Gehörlosenseelsorge ist bis heute nahe am Menschen zu sein und zu unterstützen, wenn Hilfe notwendig ist.
Seit den 70er Jahren entwickelte sich ein Umbruch zur Moderne auch in der kirchlichen Gehörlosenarbeit. Gebärden und Gebärdensprache wurden verstärkt in die Ausbildung einbezogen, kulturelle Fragen gehörloser Menschen berücksichtigt und gehörlose Mitarbeiterinnen als Fachkräfte eingestellt. Diese Entwicklung bereicherte die Arbeit der ev. Gehörlosenseelsorge an der Schnittstelle von Kirche und Gesellschaft, denn gehörlose Menschen begreifen sich als sprachlich-kulturelle Minderheit. Der Kirchentag 1979 in Nürnberg mit über 200 Veranstaltungsangeboten für gehörlose Menschen und internationalen Gästen, war der abschließende Höhepunkt dieses Jahrzehnts.
In den 80er Jahren wurde eine spezifische Beratungsstelle für gehörlose Menschen eingerichtet, die inzwischen auch gehörlose Sozialpädagogen zu ihren Mitarbeitern/innen zählt und weit über die bayerischen Grenzen hinaus bekannt ist. Gesetze konnten durchgesetzt und Neuentwicklungen im Sozialgesetzgebungsbereich mitbewirkt werden. Die 80er Jahren stehen aber auch für internationale Kontakte, für neue Ausbildungskonzepte und für ein eigenes kirchliches "Gehörlosenhaus" in Nürnberg Eibach.
In den 90er Jahren erlebten die Gehörlosengemeinden in Bayern eine Blütezeit, die bis heute anhält, ein Wachstumsbereich innerhalb der ev. Kirche. Die Vernetzungen mit ca. 250 kirchlichen und außerkirchlichen Gruppen und Institutionen spiegelt die gesellschaftliche Ausrichtung der ev. Gehörlosenseelsorge. 1999 wurde von Diakonie und Caritas das Projekt "gebärdensprachlicher Kinderpark" als einer der 10 innovativsten kirchlichen Projekte bundesweit in Berlin ausgezeichnet. Weitere Projektpreise folgten, z.B. mit dem Gebärdenchor "Canta Signo".
Seit dem Jahr 2000 wurde durch das Programm "ECO - Ehrenamtlichen Coaching" die Ausbildung qualifizierter Ehrenamtlicher durchgeführt. Gehörlose Katecheten, gehörlose Prädikanten, gehörlose Lektoren konnten ausgebildet werden. In diesen Jahren wurden eigene Firmen wie die Ararat Akademie und der Ararat Shop zur finanziellen Absicherung gegründet und die Rolle des Trägervereins JSB e.V. gestärkt. Der Anteil gehörloser Fachkräfte im Team der hauptamtlichen Mitarbeiterinnen konnte auf über 50% gesteigert werden. Die Kontakte mit Presse, Funk und Fernsehen wurden intensiviert und neue Vernetzungen aufgebaut.
2006 verlagerte die Gehörlosenseelsorge ihren Standort in das Herz kirchlicher Arbeit in Nürnberg, an den Egidienplatz. In neuen, spezifisch auf gehörlose Menschen ausgerichtete Räumlichkeiten werden Veranstaltungen für Gruppen aller Altersstufen angeboten, zudem Seelsorgeberatung, Sozialberatung, HIV- und Aidsberatung, Familien-, Lebens- und Eheberatung. Im Jahr 2009 soll eine Sozialstiftung gegründet werden mit dem Ziel langfristig die soziale Seelsorgearbeit auf solide Grundlagen zu stellen. Zudem soll das Großprojekt eines "Gehörlosen-Kultur-Hotels" begonnen werden.