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Interview mit Peter Fiebig zum Thema Kirche, Geld und Mitgliedschaft
Gedruckt im Gemeindebrief 3/2021
Kirchgeld – muss ich das bezahlen?
Manche Gemeindeglieder fragen uns „Muss ich Kirchgeld bezahlen?“ oder fragen „Warum kommt so eine Kirchgeld-Rechnung?“
Wir haben dazu das Mitglied unseres Kirchenvorstands, Peter Fiebig gefragt, was er dazu denkt:
Peter Fiebig sagt: Immer wieder werde ich von Gehörlosen gefragt: Ich bin Kirchenmitglied und zahle daher Kirchensteuer. Für was eigentlich? Was ist da der Vorteil für mich?
Ich antworte dann: Immer langsam … erstens bist Du als Kirchenmitglied Teil unserer warmen Gemeinschaft. Wie in unserem Programm angekündigt, kannst Du den gebärdensprachlichen Gottesdienst besuchen. Beim anschließenden Beisammensein bei Kaffee und Kuchen kannst Du bei interessanten Gesprächen die fröhliche Atmosphäre genießen.
Und zweitens – das muss man sich mal vorstellen – wirst Du als Kirchenmitglied von Anfang bis Ende deines Lebens begleitet. Von der Taufe bis zum Abschied bei der Beerdigung sind wir für dich da durch unsere EGG-Seelsorger:innen. Es gibt bei uns viele Angebote: vom Familienvormittag bis hin zum Seniorenstammtisch und dem Besuchsdienst. All das wäre ohne Kirchensteuer nicht möglich.
Genauso werde ich von gehörlosen Menschen immer wieder gefragt: Komisch, jetzt gibt es was Neues. Die EGG verschickt Kirchgeld-Briefe. Ich habe auch einen bekommen und mir das durchgelesen. Kirchensteuer bezahle ich ja sowieso. Und jetzt auch noch Kirchgeld? Warum?
Meine Antwort: Lange Zeit haben wir Kirchgeld-Briefe immer von hörenden Kirchengemeinden bekommen. Damals haben also die Hörenden mir jährlich einen Brief geschickt und ich sollte dann meinen Beitrag selbst einschätzen und z.B. 5, 10 oder 20 Euro bezahlen. Damals haben wir gesagt „Wir gehören zur EGG, deshalb brauchen wir den Brief nicht beachten.“
Aber jetzt, seit der Gründung der EGG, kann die EGG selbst einen Kirchgeldbrief schicken. Und daher bezahlen wir jetzt nicht mehr an Hörende, sondern direkt an unsere eigene Kirchengemeinde.
Wieder jemand anders hat zu mir gesagt: Ach, Kirchenaustritt, das ist nicht schlimm. Ich trete aus, passiert ja nichts.
Das hat mich sehr verwundert. Dann habe ich geantwortet: Nach dem Kirchenaustritt fühlst du dich vielleicht zunächst frei und freust dich darüber, dass du Geld gespart hast. Du lachst dir ins Fäustchen, weil du keine Kirchensteuer mehr zahlen musst.
Aber irgendwann spürst du, dass du allein bist - ein Leben ohne Gemeinschaft, ohne Freunde in der Kirchengemeinde. Du bekommst keine Begleitung mehr, dein Wahlrecht bei uns hast du auch verloren. Wenn du dich für die Kirchenvorstandswahl aufstellen lassen willst, geht das nicht. Du hast kein Recht auf Mitbestimmung mehr und kannst deine Ideen nicht einbringen. Die Gemeinschaft der evangelischen Gehörlosen wird nicht mehr durch deine Beiträge gefördert. Schade!
Ich empfehle: Bleiben Sie Mitglied, zeigen Sie Herz und Solidarität. Danke!