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Gemeindesprecher im Radio-Interview

Bamberg, 28.06.06

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Radio Galaxy Bamberg, 25.6.06, Sendung "life-line": Interview mit Matthias Derrer & Gerhard Weibbrecht (Abgetippt vom Radio-Mitschnitt der Sendung)

Ansagerin: Jetzt bei uns im Galaxy-Lifeline-Interview Matthias Derrer. Der ist Pfarrer der Gehörlosengemeinde in Bamberg. Ein interessanter Beruf hat sich meine Kollegin Anika Wiesbeck gedacht und den Geistlichen zum Interview eingeladen...

Moderatorin Anika Wiesbeck: Bringen Sie doch noch jemand aus Ihrer Gemeinde mit, hab ich Pfarrer Matthias Derrer gebeten und gar nicht weiter drüber nachgedacht. Als er und der gehörlose Gerhard Weibbrecht mich dann besucht haben, war sofort klar: Dieses Interview wird anders. Matthias Derrer hat die Gebärdensprache in seiner Ausbildung zum Pfarrer gelernt.

Matthias Derrer: »Die Gebärdensprache ist eine fremde Sprache. Es ist nicht meine Muttersprache. Die muss man lernen, wie jede andere Sprache auch. Das heißt: Im Prinzip auch so was wie Vokabeln lernen und so. Nur dass es eben nicht so einfach geht. Ich selber hab jetzt grade mal 6 Jahre Übung. Das ist für eine fremde Sprache noch nicht so lang.«

Moderatorin A.W.: Gebärdensprache kann man im Radio nicht hören. Deshalb übersetzt Pfarrer Derrer, was Gerhard Weibbrecht antwortet. Ohne ihn wäre ich regelrecht aufgeschmissen. Herr Weibbrecht ist von Geburt an taub. Er hat noch nie eine menschliche Stimme gehört. Deshalb spricht er anders als Hörende.

Gerhard Weibbrecht: »Ich Name Gerhard Weibbrecht, auch Gemeindesprecher Bamberg.«

Matthias Derrer: »Herr Weibbrecht hat selber gesagt, sein Name ist Gerhard Weibbrecht und er ist zum Beispiel auch Gemeindesprecher in der Gehörlosengemeinde.«

Moderatorin A.W.: Zuerst wollte Gerhard Weibbrecht gar nichts sagen. Aber nachdem er sich vorgestellt hatte, kam er richtig in Erzähl-Laune. Er war in der Gehörlosenschule, hat Schreiner gelernt, ist mit einer gehörlosen Frau verheiratet und hat 2 hörende Töchter. Er ist ein aktiver Mensch und besonders engagiert in der Gehörlosengemeinde, denn sein Glaube bedeutet ihm viel.

Matthias Derrer: »Herr Weibbrecht sagt, dass für ihn das einfach ganz wichtig ist, dass Gott ihn unterstützt und ihm hilft. Das ist der Kerninhalt seines Glaubens. Er sagt, mit Gott ist er nicht einsam und nicht allein, sondern er hat immer jemanden da, der bei ihm dabei ist.«

Moderatorin A.W.: Ich muss mich ansträngen, aber nach einer Weile verstehe ich einzelne Worte auch ohne die Übersetzung von Gehörlosenpfarrer Derrer. Ob er manchmal auch wütend auf Gott ist, weil er ihn taub geschaffen hat, frag ich dann Herrn Weibbrecht.

Matthias Derrer: »Das Wort wütend ist immer ein bisschen missverständlich, deshalb habe ich Herrn Weibbrecht auch gefragt: Möchten Sie selber eigentlich auch Hörend sein? Er hat geantwortet: Nein, ich möchte nicht hören - nein!«

Moderatorin A.W.: Er würde nicht hören wollen, wenn er könnte? Ja! Taub sein ist für ihn so normal, wie für mich das Hören. Wir verabschieden uns mit einem Händedruck und einem Lächeln. Danke für das Interview! Anika Wiesbeck, Radio Galaxy, Evangelische Redaktion.

Matthias Derrer


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